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Saudi-Serie 1/4: Krankenversicherung

Ankunft in Saudi Arabien & erste Eindrücke in Jeddah

Foto-Time mit einem anderen Gast im Restaurant
Foto-Time mit einem anderen Gast im Restaurant

 

Seitdem ich einmal in Kenia mit einem gültigen Onlineticket zum Flughafen bin, mein Ticket aber nicht im System gefunden wurde und schlussendlich nicht an Board durfte, bin ich immer ziemlich nervös am Check-in Schalter. Der Fakt, dass ich jetzt ganz alleine auf dem Weg nach Saudi Arabien bin, macht die Aufregung noch größer.

 

 

 

Mein Name steht im System: Gut. Der Mitarbeiter fragt nach meinem Visum. Habe ich! Dann fragt er nach der saudischen Krankenversicherung. Moment mal, die ist in dem Visum mit eingeschlossen. Ja, aber er brauche einen separaten Ausdruck nur von der Krankenversicherung. Was? Mein Herz schlägt schneller. Das kann doch jetzt nicht sein. Der Mitarbeiter hatte meine Bordkarte schon ausgedruckt. Doch jetzt übergibt er alle Dokumente an einen Kollegen und winkt mich zur Seite, damit die nächsten Passagiere einchecken können. Ernsthaft jetzt?

 

"Ich hoffe, der Trip geht auf einem niedrigeren Adrenalinpegel weiter"

 

Sein Kollege kommt vor den Schalter und fragt, was das Problem sei. Ich erkläre ihm, dass die Versicherung doch im Visum automatisch mit drin ist. Das wisse er, nur er brauche einen Screenshot oder Ausdruck davon. Mist, den hab ich nicht und die E-Mail habe ich auch nicht mehr. Ich ziehe alle Register. Erkläre ihm, dass ich hier in Jordanien lebe. Dass ich über meinen Arbeitgeber sowieso auch noch eine andere internationale Auslandsversicherung habe. Die Bestätigung dieser schaut er sich lange an. Dann die erlösenden Worte: Ok, eigentlich darf ich es nicht, aber ich mache eine Ausnahme.

 

 

 

Oh mein Gott, ich hoffe, der Trip geht auf einem niedrigeren Adrenalinpegel weiter. Endlich im Flugzeug, kann ich zum ersten Mal volle Vorfreude genießen. Den Flug hatte ich erst zwei Tage zuvor ganz spontan gebucht. Ein Hotel habe ich nicht. Ich verlasse mich auf die Zusage über Couchsurfing, von einem saudischen Host.

 

Jeddah - die wohl liberalste Stadt in Saudi Arabien
Jeddah - die wohl liberalste Stadt in Saudi Arabien

 

Wie erwartet, ist der Flughafen in Jeddah höchst modern und mit allem Schnick-Schnack ausgestattet. Mit einem Speedzug fahren wir (innen!) durch die Terminals, bis zur Immigration. Dort sehe ich etwas, was ich absolut nicht erwartet hätte: Alle Grenzbeamte sind Frauen. Auch unter dem Sicherheitspersonal viele Frauen. Eine ist dafür zuständig, dass der Abstand der Schlange zum Immigration-Schalter eingehalten wird. Selbstbewusst geht sie die Schlange ab und weist die Massen an ausländischen, neu eingetroffenen Arbeitern laut und direkt zurecht.

 

 

 

Endlich bin ich dran. Die Grenzbeamtin lacht mich an. Sie stellt keine Fragen. Ich scanne erst die rechten Fingerabdrücke, dann die linken. Mit einer Canon-Kompaktkamera schießt sie noch ein Foto von mir. Dann endlich mein Lieblingsgeräusch: Der sich abrollende Stempel verewigt sich mit schwarzer, duftender Tinte und hinterlässt das Wort “Saudi Arabien” in meinem Reisepass. Das war smooth. Ein Onlinevisum hatte ich von zu Hause in nur 15 Minuten beantragt. Eine Adresse musste ich zu keinem Zeitpunkt angeben.

 

"Hätte ich gewusst, dass wir noch die ganze Na

cht unterwegs sein werden, hätte ich mir auch einen bestellt!"

 

Als ich mich gerade vor dem Sim-Karten-Schalter sortiere, höre ich von hinten jemanden fragen: “Are you Laura?”. Yeees, I am. Mein Host ist da! Er holt mich tatsächlich am Flughafen ab! Wow, ich bin unfassbar gerührt. “Willkommen”, sagt er, und freut sich genauso wie ich, dass ich da bin. Binnen weniger Minuten habe ich eine funktionierende saudische SIM-Karte im Handy und 5GB Internet.

 

 

 

Wir gehen zu dem Auto meines Hosts und machen uns auf den Weg. “Meine Güte”, denke ich, während ich links und rechts aus dem Autofenster schaue, “Jeddah ist extrem modern und riesig.” Es ist spät abends, doch die Straßen sind voll. Gruppen von Frauen gehen gemeinsam aus. Manche verhüllen ihr Gesicht, viele nur die Haare, einige tragen westliche Kleidung. Der König, oder viel mehr, der Kronprinz, hatte den Verhüllungszwang schon vor einigen Jahren komplett abgeschafft. Mein Host ruft aus dem Auto seine Freundin an und fragt, ob sie einen speziellen Kaffee möchte. Dann fahren wir durch den Drive-Thru einer Kaffeerösterei und er bestellt einen doppelten Macciato mit Karamell-Syrup. Für sie. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass wir zusammen mit seinen Freunden und Freundinnen noch die ganze Nacht unterwegs sein werden, hätte ich mir auch einen bestellt!

 

 

 

Kleiner Snack um Mitternacht
Kleiner Snack um Mitternacht

 

Die Fahrt geht weiter, Richtung Wohnung. Auf beleuchteten riesigen Werbeplakaten lachen unverhüllte Frauen mit langen schwarzen Haaren. Auf einem anderen erkenne ich Jean Paul. Es ist die Ankündigung seines Konzerts nächste Woche. Die Woche darauf kommt Axwell nach Jeddah. Dann fahren wir an einem riesigen Opernhaus vorbei. Ich lese auf dem Banner “Musikhochschule Jeddah”. Wow, was für ein erster Eindruck. Dass ich so überrascht bin, führt mir vor Augen, was ich offensichtlich für ein veraltetes Bild von Saudi Arabien im Kopf hatte....

 

Read More About Saudi Arabia

Saudi-Serie Part 1: Krankenversicherung

Saudi-Serie Part 2: Minirock

Saudi-Serie Part 3: Wandel

Saudi-Serie Part 4: Erinnerungen

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