Couchsurfing: 2 Abenteurer auf dem Motorrad

Ihr Ziel: Die Welt

Noch ein Foto bevor sie weiterfahren
Noch ein Foto bevor sie weiterfahren

 

Das Motorrad war schon gekauft, bevor Matt die Führerscheinprüfung bestanden hatte. Die Idee zur Weltreise auf dem Motorrad kam Matt und seiner Freundin Lucie als sie in Singapur lebten und den Film The Long Way Round sahen, sowie anderen Reisepärchen auf Social Media folgten. In seinen Ferien absolvierte Matt die Motorradführerscheinprüfung in seine Heimatland, Großbritannien. Als er sie bestand, bestellten die beiden von Singapur aus online die gesamte Ausrüstung für ihren World-Trip: Taschen, Helme, Funkgeräte, Campingausrüstung, Kamera und Mikrofon. “Als wir zu Weihnachten nach Hause flogen, wartete ein ganzen Zimmer voller ungeöffneten Pakete auf uns. Das war das aufregendste Weihnachten seit langem”. In einem hohen Tempo fügten sie Puzzleteil um Puzzleteil für ihren Trip zusammen, managten den Umzug zurück von Singapur in die UK und planten die Route. Im Mai 2022 starteten die beiden auf ihrem schweren BMW-Motorrad gen Osten. Europa handelten sie im “Schnelldurchlauf” ab, wie sie sagen. Nach einem Monat kamen die Reisenden in der Türkei an und fuhren weiter nach Georgien, wo sie ihr Reisetempo verlangsamten. Die Reise führte sie dann nach Armenien. Anstatt die Türkei zu durchqueren, um den Irak zu erreichen, mussten sie nach Georgien zurückkehren, bevor sie erneut für neue Routen in die Türkei zurückkehrten. Die direkte Grenze zwischen Armenien und der Türkei ist geschlossen. Einige hundert Kilometer Umweg.

 

 

 

Glücklich in Montenegro (©we.are.adventure.riders)
Glücklich in Montenegro (©we.are.adventure.riders)

Umweg wegen geschlossener Grenze

Weiter ging es nach Armenien. Nur um dann zurück nach Georgien zu fahren, damit sie in die Türkei einreisen können. Die Grenze zwischen Armenien und der Türkei ist dauerhaft geschlossen. Ein Umweg von einigen hundert Kilometers. Solche logistischen Herausforderungen sind täglicher Teil der Reise, wenn man mit dem Motorrad um die Welt möchte. Die beiden lieben es, die Lösungen für kleine und große Stolpersteine zu finden und kreativ und flexibel zu planen. Um von Kurdistan in den Irak einzureisen, mussten sie erst ohne Motorrad per Flugzeug über den Internationalen Flughafen in Bagdad fliegen, um dann über Land mit dem Bus zurück zu fahren, um ihr Motorrad abzuholen. Die nächste Krux ist das Visum für den Sudan zu bekommen. Laut Reiseberichten gibt es dies am einfachsten in sudanesischen Botschaft in Kairo, Ägypten. Das Motorrad wird in Jeddah, Saudi Arabien in einer Werkstatt untergebracht, um lange nötige Reparaturen machen zu lassen, während die beiden nach Kairo für den Visa-Run fliegen.

Drittes Mal Couchsurfing

Über 48 Stunden waren die zwei von Bagdad bis Amman unterwegs, bevor sie unsere Wohnung erreichten. Über Couchsurfing hatten sie angefragt, bei uns zu übernachten. Dann kam endlich die Whatsapp Nachricht: “Wir sind da”. Vor dem Haus fand die erste Begegnung statt, die sich herzlich anfühlte als ob man alte Freunde wiedersieht. Wäsche waschen, warm duschen, Lebensmittelvorräte sortieren und neu packen.

 

 

In einem Natur-Cafe in Amman zusammen
In einem Natur-Cafe in Amman zusammen

Südafrika als neues Endziel

Die Tage in Amman waren gut gefüllt. Sight-seeing, planen, Video schneiden. Bald geht es weiter nach Saudi Arabien, von dort mit der Fähre nach Afrika. Eine Gelbfieber-Impfung ist für den Überritt noch nötig, die sie in Amman sogar umsonst bekommen hätten. Doch hier beginnt das Wochenende schon am Donnerstag, und das Impfzentrum hatte bereits geschlossen.

 

Dies ist kein Grund für die zwei schlechte Laune zu haben. Während unseren Unterhaltungen bei gemeinsamen Mahlzeiten wird schnell klar, dass Matt und Lucie die Reise im Großen Ganzen betrachten, mit all ihren Challenges. Matt gibt ein weiteres Beispiel: „Wir konnten Zentralasien nicht erreichen, weil die Landgrenze zu Aserbaidschan geschlossen war und wir weder ein russisches Visum noch ein Iran-Visum bekommen konnten.“

Also wurde kurzerhand die gesamte Planung und Route über Bord geworfen. Kirgistan ist jetzt gerade Südafrika als Endziel geworden, sagen sie und lachen unglaublich glücklich und zufrieden.

 

“Es gibt kein geplantes Ende, wir müssen zu keiner bestimmten Zeit zu Hause sein. Wir würden gerne aber zeitnah in Großbritannien eine eigene Familie gründen”, erzählen Matt und Lucie, die seit über acht Jahren ein Paar sind.

 

Ein ruhiger Campinplatz in der Türkei (©we.are.adventure.riders)
Ein ruhiger Campinplatz in der Türkei (©we.are.adventure.riders)

Trotz vieler Herausforderungen immer ein Lächeln

Wie das so ist, als Paar Stundenlang hintereinander zu sitzen, alles gemeinsam zu machen, will ich wissen. Simultan antworten sie: “Podcasts”, und lachen. Jeder hört seinen eigenen Podcast oder ein e-book. Manchmal vertreiben sie sich auch mit Spielen die Zeit: Stadt-Land-Fluss oder Städte raten wird dann unterwegs über das in den Helmen-integrierte Mikrofon gespielt.

 

 

 


Seit vier Monaten ist das Paar schon unterwegs. Sie haben schon einige brenzlige Situationen durchgestanden. Nach einem Unfall in Albanien, musste Lucie mit dem Krankenwagen abgeholt und ambulant behandelt werden. (Hier kannst du ihr Youtube-Video dazu sehen)

 

In Georgien rutsche ihr Motorrad über den Rand einer Klippe. Nur mit ihrem gemeinsamen Gewicht konnten sie das Motorrad halten, bis andere Männer dazu kamen und das Motorrad wieder auf festen Boden ziehen konnten. In der Türkei griff ein Braunbär das Motorrad nachts an, riss es wortwörtlich in Einzelteile. Am nächsten morgen setzten die beiden ihre Motorrad wie ein Puzzle wieder zusammen.

 

Vieles konnte repariert werden, doch die Bissspuren in Matt´s Helm sind noch immer sichtbar. “Ein Andenken aus jedem Land nehmen wir mit” sagt Lucie.

 

Die letzten drei Tage, die wir gemeinsam mit Lucie und Matt verbracht haben, fühlen sich selbst für uns wie ein Kurzurlaub an. In so viele Länder haben sie uns mit ihren Geschichten mitgenommen, ihr Leben mit uns für drei Tage geteilt, offen über logistischen Herausforderungen gesprochen.

Eine weitere Couchsurfing-Erfahrung, die besser hätte nicht laufen können.

Wir sind so froh euch kennen gelernt zu haben und wünschen euch weiterhin gute Fahrt !

 

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