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Die Entdeckungstour zum Skandi-Wald

...und Johannas erster Ritt auf einem Pferd

Der Weg zum Scandinavian Forest

 

Was kann man sich wohl unter einem „Wald“ in dem Wüstenland Jordanien vorstellen? Diese Frage wollten wir uns selbst beantworten und sind zum sogenannten Scandinavian Forest, ca. 25 Km außerhalb von Amman, gefahren. Der Wald heißt wohl so, weil die skandinavischen Botschaften sich um dieses Stück Land kümmern und den Wald pflegen. Wie immer vertrauen wir auf Google. Der Ort, an dem unser Handy sagt „Ziel erreicht“, sieht aber ganz und gar nicht Ausflugsziel und Wanderparkplatz aus. Und auch zwei Männer in einem Truck, die gerade eine Brotpause machen, winken uns aus ihrem LKW zu und machen wilde Handbewegungen. Wir deuten das mal so, dass wir hier wirklich falsch sind...und schon einige Ausländer vor uns durch Google hier gelandet sind.

 

Eigentlich hatten wir uns den Wald schon abgeschrieben, als wir auf dem Rückweg ein kleines Schild am Straßenrand entdecken, mit einem Pfeil nach links und dem Namen „Scandinavian Forest“. Es gibt ihn also doch. Unser Auto kämpft sich den steilen Berg hoch. In den Kurven passen kaum zwei Autos aneinander vorbei. Die Aussicht wird immer spektakulärer, dass wir fast nicht mitkriegen, wie wir auf einmal von allen Seiten von würzig riechenden Nadelbäumen umgeben sind. Wir sind nicht alleine, mit unserer Idee, den Nachmittag in der Natur zu verbringen. In großzügigen Abständen haben sich Familien in dem Wald niedergelassen und picknicken. Wir haben als Proviant lediglich eine geschnittene Honigmelone dabei und damit können wir bei Weitem nicht mithalten: Die anderen Familien haben selbstverständlich Decken dabei, viele grillen, einige haben sogar eine komplette Gartenmöbel-Garnitur aufgebaut.

 

Die Suche nach einem freien Plätzchen treibt uns bis zum höchsten Punkt des Berges. Weiter geht es nicht mehr, ein Tor verschließt hier die Weiterfahrt. Es ist so windig hier, dass Johanna ihre Mütze teilweise festhalten muss. Viel kühler als in Amman ist und sooooo gut riecht es hier. Wir wandern einen kleinen Weg tiefer in den Wald hinein. Wunderschön. Tobias träumt davon, hier noch einmal vor Sonnenaufgang mit seinem Mountainbike hinzukommen.

 

Für alle, die auch mal dorthin möchten: Gebt ins Navi einfach Syndian Resort ein. Ca. 2 Km vor dem Ziel biegt ihr nach links ab und fahrt den Berg weiter hoch.

 


Weiter zum Sindyan Resort

 

Auf dem Rückweg lassen wir die Klimaanlage im Auto aus und öffnen stattdessen alle Fenster. Der Geruch von frisch gegrillten Fleisch und der Anblick von den reich gedeckten Picknickdecken macht uns hungrig. Ein Schild mit der Aufschrift „Sindyan Resort“ kommt da gerade recht. Wir hoffen auf ein Restaurant. Ein Restaurant bekommen wir, und sogar noch vieeeel mehr: Einen Pool, ein Kinderspielplatz, Pferdereiten, einen kleinen Zoo. Man kann förmlich beobachten, wie sich die Glückshormone in Johannas Körper ausbreiten.

 

Kurzes Telefonat zur Klärung

 

Auch hier sind wir nicht die einzigen, und die Aussicht auf einen freien Parkplatz schwindet. Der Parkwächter findet zum Glück noch einen Stellplatz für uns und möchte gerne 5 JD haben (5,50 Euro). „Für was denn genau?“ frage ich ihn. Doch mein Arabisch ist zu schlecht seine Antwort zu verstehen....Ich bin auch etwas verwirrt, weil ich kurz vorher noch schnell im Internet nachgeschaut habe, und es auf der Homepage eigentlich nur hieß, der Pool koste 10 JD. Da erscheinen mir die Parkgebühren im Verhältnis doxh recht viel. Mit allen Bemühungen versucht der Parkwächter uns unter Einsatz von Händen und Füßen zu erklären, was es mit den 5 JD auf sich hat. Ich muss wohl ziemlich verwirrt geguckt haben. Die einzige Lösung, die uns noch einfiel, an der Rezeption anzurufen und auf Englisch um Aufklärung zu bitten. Der Hotelmanager zögerte nicht lange und kam höchstpersönlich raus, um uns am Auto in Empfang zu nehmen. Die 5 JD sind tatsächlich die Parkgebühren – werden aber verrechnet, wenn man den Pool-Eintritt zahlt bzw. im Retsurant etwas verzehrt. Es gehe wohl nur darum, dass nicht alle Besucher des Waldes den Hotelparkplatz belegen und die Toiletten benutzen. Wir müssen in persönlicher Begleitung des Managers keine Parkgebühren mehr zahlen und bekommen sogar noch eine kostenfreie Führung über das Gelände.

 

 

Es ist ein kleines Paradies, mitten in den Berg gebaut. Das Hotel umfasst neben den oben genannten Einrichtungen auch noch ein Kultur-Museum, nach eigener Auskunft das drittgrößte in der arabischen Welt – direkt nach Katar und Ägypten. Der freundliche Manager stellt uns auch noch die Besitzerin des Hotels vor. Wir haben gleich eine Verbindung gefunden, da ihre Schwester in Hannover lebt. Sie sagt, sie könne auch etwas deutsch und fängt an zu singen: „Die Affen rasen durch den Wald....“, ich muss herzlich lachen und steige mit ein „der eine macht den anderen kalt. Die ganzen Affenbande ruft...“ Hahahahahah. Was für eine unerwartete Wendung dieser Tag noch genommen hat.

 

 

 

Als der Manager erfährt, dass wir noch ganz neu in Jordanien sind und es auch hier im Wald unser erstes Mal ist, schenkt er Johanna den Eintritt zum Kinderspielplatz inklusive Pferdereiten. Wow! Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass sich Johanna alleine auf das Pferd setzen möchte, aber sie ist ganz fest entschlossen.

 

Fantastisches Essen mit Panorama-Aussicht

 

Endlich Essen. Von der Open-Air Terrasse des Restaurants blickt man in drei Richtungen auf unterschiedliche Berge. Arabische Musik läuft im Hintergrund, es ist schwer noch einen Platz zu bekommen. So wie ich es mitbekomme, sind die meisten hier jordanische Tagesausflügler mit Kindern aus Amman. Die Menükarte macht es mir schwer, mich zu entscheiden. Ich frage nach etwas vegetarischem und vertraue blind darauf, dass das richtige kommen wird. Ich habe keine Ahnung was ich bestellt habe. Nach einer kurzen Wartezeit kommt eine Art Pizzabrot mit Feta und Thymian und einen super frischen Rucola-Salat. Hmmmm...es schmeckt fantastisch.

 

 

 

Die Sonne geht schon unter und wir bereiten Johanna langsam darauf vor, dass wir zurück müssen. Die Tränen in ihrem Gesicht zeigen, wie sehr es ihr hier gefällt. Ich kann sie beruihigen, es ist eh schon klar, dass wir wieder kommen. Dann auch mit Schwimmsachen :)

 

 

 

Ein letztes Mal ziehen die Bäume an unseren Fenstern vorbei. Kinder lassen Drachen steigen, spielen Fußball auf der Straße, die Eltern tischen gerade den Nachtisch am Picknickplatz auf. Als ich im Bett liege, kommt mir diese Melodie wieder in den Kopf. Ich muss noch einmal daran denken und leise mitsingen „die Affen rasen durch den Wald...“ Was für schöne Begegnungen dieser Tag doch wieder für uns bereit gehalten hat.

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Andrea (Sonntag, 06 Juni 2021 12:00)

    Interessante Gegend, erinnert mich an das Atlasgebirge in Marokko!
    Hübsche Bilder, besonders das Kopfstehende