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Traum und Fluch in Weiß

Schneestrum legt Amman lahm

Die News haben und vorgewarnt...

Lange im voraus wurde der Schneesturm angekündigt und ich konnte die Nachrichten nicht so richtig einordnen....was in Jordanien wohl als "Schneestrum" bezeichnet werden würde und ob so ein bisschen Schnee wohl wirklich die Hauptstadt still legen kann?

Nun ich sitze hier und schreibe diese Zeilen an Tag 4 nach dem Schneesturm und noch immer haben viele Haushalte in Amman keinen Strom. Erst heute haben die Aufräumarbeiten in der Stadt begonnen. In windeseile werden Strommasten ausgetauscht und unkompliziert wieder aufgestellt. Morgen werden zum ersten Mal wieder ganz normale Öffnungs- und Arbeitszeiten gelten, die nicht von öffentlicher Seite aus Sichrheitsgrüden eingeschränkt werden.

In einer Stunde alles weiß

Meine Freundin und ich saßen im komplett leeren Pub und gönnten uns gerade ein Feierabendbier, als ich einen Angestellten komplett weiß wieder reinkommen sah. Wir sind dann schnell raus und fanden Amman komplett eingeschneit vor - binnen einer Stunde, die wir im Pub ohne Fenster verbracht hatten.

Zuerst war Freude da...

Die Euphorie war zu spüren. Menschen haben Schneeballschlachten veranstaltet. Verrückte Leute sind mit ihren Geländewagen zum Sliden rausgekommen. Und Pärchen haben ihr Handy in den Schnee gestellt, um romantische Selfies zu schießen.

...dann nur noch Entsetzen

Am nächsten morgen dann (es hatte die ganze Nacht weiter geschneit und gestürmt), war die Euphorie ziemlich schnell dahin, als man das Ausmaß im Stadtbild erkannte. Kein Baum, kein Busch, keine Palme, ist unversehrt geblieben. Ganze Bäume inklusive Wurzel sind vom Gewicht und vom Wind einfach rausgerissen wurden. Teilweise auf Autos drauf, teilweise versperrten sie noch bis heute morgen ganze Straßen.

Auf Social Media gehen hunderte Videos von Unfällen viral. Ein riesiger Bulldozer mit Schneeschiebe-Schaufel zum Beispiel rutscht einen Straßenhang runter, erst in ein Auto, dann in eine Menschenmenge. Glücklicherweise können sich alle retten!

 

Aber auch ein Mitarbeiter von Talabat (das jordanische Liferando) schafft es zu millionenfachen Aufrufen auf Facebook. Mitten im Eisstrum liefert er mit der typisch orangfarbenen Lieferbox Essen aus. Das Foto zeigt einen riesen Auschnitt von Straße, auf dem sich der Mitarbeiter komplett alleine gegen den Schnee durchkämpft. Viele Menschen kommentieren darunter: "Wer bringt es über das Herz bei diesem Wetter Essen zu bestellen?"

 

 

Schneefrei für alle

Glücklicherweise hatte die Regierung dem ganzen Land "frei" gegeben für die Tage nach dem Schneesturm. Wo die Leute fast ausschließlich mit Winterreifen fahren, war das sehr gut! Schlimm ist nur, dass so viele Strommasten umgekippt sind, und Familien tagelang ohne Strom ausharren mussten. Als Hintergrundwissen: Die meisten Häuser in Jordanien werden mit Strom beheizt, und nicht mit Diesel. In vielen Gruppen wurden Angebote geteilt, dass man sich für eine warme Dusche oder eine Nacht mit Heizung melden kann.


Für die Kinder war es sicherlich toll! Aber für einen Tag Schnee-Spaß, ist die Stadt nun nicht wieder zu erkennen. In userem Garten sind alle Bäume (die uns so schön vor Blicken aus den Nachbarhäusern geschützt hatten) ausgerissen wurden und der Zaun zum Nachbar hat auch nicht überlebt. Im nächsten Monat sind vier weitere Schneestürme angesagt - ich hoffe wirklich, das die Meterologen diesmal falsch liegen.

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