· 

Ramadan Kareem

Fastenzeit in Jordanien - unsere Eindrücke

Fastenbrechen "Iftar" mit Freunden und KollegenInnen in East Amman bei einer palästinensichen Familie
Fastenbrechen "Iftar" mit Freunden und KollegenInnen in East Amman bei einer palästinensichen Familie

Seit Anfang des Monats ist hier in Jordanien, und in vielen anderen muslimischen Ländern, Fastenzeit. Viele nennen diese Zeit auch den "heiligen Monat" bzw. "Ramadan". Diese Zeit ist für Muslime und Musliminnen ganz besonders. Ungefähr so, wie für Christen und Christinnen die (Vor)Weihnachtszeit. Egal ob man in diesem Jahr fastet oder nicht, wird Ramadan zelebriert. So wie ja auch gefühlt alle in Deutschland sich auf die (Vor)Weihnachtszeit freuen, ob man nun besonders religiös ist oder nicht.

 

Ramadan ist Familienzeit. Zeit der Einkehr. Zeit des Zusammenkommens. Zeit, aktiv Dankbar zu sein. "Ramadan Kareem" wünscht man sich in dieser Zeit. Das bedeutet so viel wie "großzügiger Ramadan". Das Entbehren, das Fasten in Ramadan hat auch damit zu tun, dass man sich denen gleichstellt, die nichts besitzen und auf dieser Welt hungern müssen. Deshalb werden in diesem Monat besonders viele Spenden getätigt und wohltätige Geschenke überreicht: Ich sehe zum Beispiel wie Fremde den Müllmännern auf der Straße ein absolutes Edel-Essen durch das Autofenster anreichen. Oder wie Ampel-Verkäuferinnen einen 10 JD-Schein zugesteckt bekommen. "Ramadan Kareem" - sei großzügig mit denen, die weniger haben als du.

 

 

Die kuschelige Ramadan-Ecke bei meiner Freundin
Die kuschelige Ramadan-Ecke bei meiner Freundin

Aber auch das abendliche Fastenbrechen, wenn die Sonne untergegangen ist, steht im Zeichen der Großzügigkeit. Vor allem am Wochenende kommt die gesamte "erweiterte Familie" zusammen. Das kann auch schonmal 20 Personen bedeuten. Typische Speisen und Getränke im Ramadan sind beispielsweise Säfte aus Hibiskusblüten. Hähnchen und Rind sind sehr beliebt. In Weinblätter eingewickelter Bulgur ebenfalls. Ich hatte die Ehre auch bei einer jordanischen Freundin eingeladen zu sein und mit ihr das "Frühstück" einzunehmen.

 

In ganz Amman sind auch Ramadan-Festzelte aufgebaut. Riesige "Party"-Zelte, wo pünktlich zum Sonnenuntergang das All-you-can-eat-Buffet eröffnet. Teilweise sind die Zelte bis 4 Uhr morgens geöffnet und bieten Live-Musik und Kinder-Entertainment an. Generell hat sich das Leben hier in die Abendstunden verlagert. Vor allem am Wochenende hat alles bis 4 oder 5 Uhr morgens geöffnet. Das hat schon eine ganz besondere Athmosphäre, wenn man um diese Zeit noch durch die vollen Straßen schlendert, Eis isst und die Cafes bis auf dem letzten Platz ausgebucht sind. Auch auf den Kinderspielplätzen sieht man noch Familien.

 

Fastenbrechen "Iftar" am Abend mit Freunden
Fastenbrechen "Iftar" am Abend mit Freunden

Die Arbeitszeiten sind für alle verkürzt wurden. Zum Glück. Wer um 4 Uhr früh noch mit Freunden unterwegs ist, freut sich über zwei Stunden extra Schlaf.

 

Mir gefällt die Dekoration ganz besonders. Überall hängen Lichterkette und leuchtende Monde in den Fenstern. Ganze Stadtteile sind einheitlich dekoriert und geschmückt.

 

 

Um 1 Uhr morgens in der Mall
Um 1 Uhr morgens in der Mall

In Jordanien leben auch sehr viele Christen, weshalb ich den Ramadan hier als nicht sehr strikt empfinde. Oft weiß man von seinem Gegenüber gar nicht so genau, ob er/sie fastet oder nicht oder sogar christlich ist. Alle Menschen, mit denen ich zu tun habe, sind sehr tolerant. Auch im Büro wird mir gesagt, ich kann essen und trinken wie ich mag! Mittlerweile weiß man ungefähr, wer fastet und wer nicht. So stimmen wir uns ab, und essen zumindest niemals vor den KollegenInnen, die fasten!

 

Viele kleine Imbissbuden haben tagsüber geschlossen - das schon. Aber die Mehrheit der Restaurants und Cafes serviert drinnen (im Außenbereich ist es verboten) weiterhin Essen. Obwohl man offiziell nichts auf der Straße konsumieren darf, ist es überhaupt kein Problem mal kurz einen Schluck Wasser zu trinken, was bei 33 Grad manchmal sein muss. Aber natürlich achten wir aus Höflichkeit darauf, dass uns niemand sieht und wenn das doch mal passiert, sind die Reaktionen immer total verständnisvoll !

 

Unser Nachbarhaus ist festlich geschmückt
Unser Nachbarhaus ist festlich geschmückt

Kommentar schreiben

Kommentare: 0